Work-Life-Blending: Die neue Arbeitsweise im Detail erklärt!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
11. September 2024
6 Lesezeit (Minuten)
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Work Life Blending Bild
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Zusammenfassung

Work-Life-Blending als Arbeitskonzept bedeutet, dass Privat- und Berufsleben immer mehr vermischt werden. Dies bringt natürlich Vorteile mit sich, wie etwa mehr Flexibilität und Selbstbestimmtheit für Arbeitnehmer. Doch wenn das Modell nicht richtig umgesetzt wird, läuft das Unternehmen Gefahr, die Mitarbeiter zu überlasten und zu überfordern. Man muss das Modell daher mit genug Planung und Koordination umsetzen.

Jeder von uns kennt den Begriff Work-Life-Balance. Damit ist eine gesunde Balance zwischen Arbeits- und Privatleben gemeint. Durch die neuen Herausforderungen der Digitalisierung und Globalisierung entstehen viele neue Arbeitskonzepte, wie etwa New Work

Mitarbeiter können vermehrt remote oder aus dem Home-Office arbeiten, ihre Zeit freier einteilen, als Team im Jobsharing arbeiten und auch selbständiger in ihren Bereichen agieren. Gerade aber weil die Daten von überall aus verfügbar sind, verschwindet die Grenze zwischen Privat- und Arbeitsleben immer weiter. Genau mit diesem Konzept befasst sich das Work-Life-Blending, oder auch Blended Working bwz. Entgrenzung der Arbeit, genannt. 

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Erfahren Sie mehr über den Begriff Work-Life-Blending, welche Vor- und Nachteile dieses Konzept bringt und wie es sich in Unternehmen erfolgreich einbinden lässt.

Was ist Work-Life-Blending?

Beginnen wir mit der Work-Life-Blending Definition. Grundsätzlich ist mit diesem Konzept die Verschmelzung von Arbeit und Privatleben gemeint. In diesem Zusammenhang ist es in folgendem Work-Life-Blending Beispiel völlig akzeptabel, während der eigentlichen Arbeitszeit ohne ein schlechtes Gewissen eine kurze Pause einzulegen, um private Angelegenheiten zu erledigen. Dies kann ein kurzes Telefonat sein oder ein Arzttermin.

Umgekehrt heißt das aber auch, dass man während seiner Freizeit offen dazu sein sollte, geschäftliche und berufliche Angelegenheiten zu erledigen. Dies kann ein Anruf vom Chef sein, während man gerade im Urlaub ist oder einfach das Wochenende genießt. Es kann aber auch ein wichtiges Meeting sein, welches während deinen eigentlichen freien Tagen stattfindet. 

Während der Begriff Work-Life-Blending noch recht neu ist, ist das Phänomen der Vermischung von Arbeits- und Privatleben schon heute fast Normalität. Ein Beispiel dazu wäre das Ergebnis einer Studie des Kölner Markt- und Organisationsforschungsintituts YouGov. Die Teilnehmer an dieser Studie wurden zu ihren Arbeitsgewohnheiten befragt. Das sind die Ergebnisse:

  • Die Hälfte der befragten Arbeitnehmer beantworteten Telefonate und E-Mails während ihrer freien Zeit.

  • 22% gaben an, einmal im Monat an Wochenenden oder freien Tagen Arbeiten zu erledigen.

Ein treibender Faktor für Blended Working war hier auf jeden Fall in den letzten Jahren die Corona-Pandemie. Hierzu mussten viele Leute vermehrt aus dem Home-Office arbeiten, wodurch bereits ein Verschmelzen von beruflichen und privaten Räumen stattgefunden hat. Denn nicht jeder hatte vor dieser Zeit ein eigenes Zimmer für die Arbeit. 

Ein Vergleich: Vor der Pandemie arbeiteten nur 5% der Vollbeschäftigten von zu Hause aus. Und jetzt, nach den Aufhebungen der Beschränkungen ist für 25% der befragten Teilnehmer noch immer das Home-Office der Arbeitsort. Während dieser Prozess vermutlich auch ohne die globale Pandemie stattgefunden hätte, so wurde er doch wesentlich beschleunigt. 

Voraussetzungen für erfolgreiches Work-Life-Blending

Work-Life-Blending kann auf jeden Fall funktionieren, jedoch müssen im Unternehmen auch die richtigen Voraussetzungen geschaffen werden. Andernfalls läuft das Unternehmen Gefahr, die Mitarbeiter mit diesem Modell zu überfordern. Folgende Dinge sollten definitiv berücksichtigt werden:

1. Akzeptanz für das Modell

Work-Life-Blending bedeutet, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwinden. Es kann also genauso sein, dass man während der Arbeit private Angelegenheit erledigt und umgekehrt während der Freizeit berufliche Angelegenheiten. Es ist eine Balance zwischen beiden Dingen einzubringen und sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber müssen sich dessen bewusst werden.

Wird von den Arbeitgebern verlangt, dass man die Freizeit für Berufliches aufbringt, sollten Sie auch akzeptieren, wenn diese während den eigentlichen Arbeitszeiten persönliche Dinge erledigen.

Wiederum müssen es Arbeitnehmer hinnehmen, dass ihre Freizeit hin und wieder unterbrochen wird. Dafür brauchen sie sich keine Sorgen machen, wenn Arzttermine nur an den Arbeitstagen frei sind.

Mit Work-Life-Blending wird das traditionelle starre Arbeitszeitmodell aufgebrochen. Jeder im Unternehmen muss für diese Veränderung offen sein. Hier kann es auch hilfreich sein, Kenntnisse im Change Management zu haben, um diesen Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

2. Regelung der Verfügbarkeit

Für die erfolgreiche Umsetzung von Blended Working sollte im Vorhinein genau geklärt werden, inwiefern Arbeitnehmer während den freien Tagen erreichbar sein müssen. Wird dies nicht vereinbart, läuft das Unternehmen Gefahr, die Mitarbeiter zu überlasten. Die Arbeitnehmer brauchen trotzdem Ruhezeiten, in denen sie abschalten können.

Hier hat der Bericht zur Anatomie der Arbeit interessante Einblicke zu zeigen. So geben 38% der befragten Personen folgendes an: Außerhalb der Arbeitszeit wird mehr Zeit mit dem Abrufen von E-Mails verbracht.  Zudem geben 35% an: Es gibt mehr Beschäftigung mit Arbeit außerhalb der Arbeitszeit.

Für die erfolgreiche Implementierung von Work-Life-Blending wäre es demnach ratsam, eine klare Trennung festzulegen. Inwiefern müssen Arbeitnehmer außerhalb der Arbeitszeit erreichbar sein? Eine Stunde am Tag? Nur zu Meetings, die nicht anders vereinbart werden können? Zwar beschäftigt sich das Konzept mit dem Verschwinden der Grenzen, diese sollten jedoch auch nicht komplett wegfallen.

3. Richtiges Zeitmanagement

Wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwinden, ist es für Arbeitnehmer, umso wichtiger, organisiert an die Arbeit heranzugehen. Immerhin möchten die wenigsten Leute mehr Arbeit erledigen, als sie eigentlich müssten oder sollten.

Deshalb ist es ratsam, über seine geleisteten Stunden Bescheid zu wissen. Arbeitet man viel an den freien Tagen, sollte man dies mit dem Arbeitgeber besprechen und entweder die Anzahl der Stunden an den freien Tagen oder den Arbeitstagen reduzieren. Es sollte immerhin fair bleiben für beide Seiten.

Um das Modell erfolgreich implementieren zu können, ist ein hohes Maß an Zeitmanagement gefragt. So sollten Sie an den Arbeitstagen wissen, wie Sie produktiv und effizient an den wichtigsten Aufgaben arbeiten können. Time Blocking wäre beispielsweise eine effektive Methode dazu, um für Sie Produktivitätsphasen festzulegen. Aber auch To-do-Listen und Kalender sind effektive Tools für ein besseres Zeitmanagement.

4. Private Angelegenheiten ernst nehmen

Zudem ist es auch wichtig, berufliche und private Angelegenheiten gleichermaßen ernst zu nehmen. Wenn Arbeitnehmer in den freien Tagen viel Zeit für Meetings einräumen, sollten sie auch an den Arbeitstagen Zeit für private Dinge haben. Fehlt diese Zeit durch eine falsche Umsetzung des Modells, sollten diese darüber mit den Arbeitgebern sprechen.

Die Vorteile von Work-Life-Blending

Das ArbeitsmodellWork-Life-Blending bietet definitiv einige Vorteile, solange es richtig in den Unternehmen umgesetzt wird. Folgende Vorteile können Sie sich erwarten:

  • Mitarbeiterzufriedenheit: Die Arbeitnehmer können sich mit diesem Modell die Zeit freier und selbstbestimmter einteilen. Dieser hohe Grad an Selbstbestimmtheit führt mit großer Wahrscheinlichkeit dazu, dass die Mitarbeiter zufriedener mit der Arbeit und dem Arbeitsplatz sind.

  • Flexible Arbeitszeiten: Im klassischen 40-Stunden Arbeitszeitmodell ist es oft schwierig, private Angelegenheiten zu erledigen. Dies kann auch ein einfacher Arzttermin sein, für den man sich dann extra einen freien Tag nehmen muss. Mit Work-Life-Blending ist den Arbeitnehmern mehr Flexibilität gegeben. In der Befragung zur Anatomie der Arbeit gaben 46% der Befragten folgendes an: Nicht-berufliche Aktivitäten sind leichter zu bewältigen.

  • Produktivität: Das freie Einteilen der Arbeitszeit erlaubt es den Arbeitnehmern, genau die Zeit auszuwählen, in der sie am produktivsten sind. Wird das Modell also richtig angewendet, kann es unter Umständen zu einer erhöhten Produktivität führen.

Wie Sie sehen, bietet das Modell des Work-Life-Blending viele Vorteile, nicht nur für Arbeitnehmer. Denn auch die Arbeitgeber profitieren davon, indem sie die Mitarbeiter in manchen Situationen auch außerhalb der Arbeitszeiten kontaktieren können, wenn Hilfe gefragt ist.

Zudem können sie durch die erhöhte Zufriedenheit damit rechnen, dass die Mitarbeiter langfristig im Unternehmen bleiben möchten. Gerade in Branchen mit einer hohen Mitarbeiterfluktuation kann dieses Modell sehr zeit- und ressourcenschonend wirken.

Die Kritik am Work-Life-Blending

Doch während dieses Modell ganz klar viele Vorteile mit sich bringt, so steht es auch oft in der Kritik. Gerade Arbeitnehmer sind noch nicht so ganz überzeugt, von diesem Modell.

Folgende Kritikpunkte gibt es am Work-Life-Blending Modell:

  • Viele Überstunden: Wenn vermehrt Aufgaben in der privaten Zeit erledigt werden, die nicht aufgeschrieben oder vermerkt werden, kommt es schnell einmal zu Überstunden. Dies überfordert oft die Mitarbeiter, die sich dazu verpflichtet fühlen, mehr zu arbeiten.

  • Vernachlässigung der Freizeit: Dass es keine strikte Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gibt, kann auch Nachteile haben. Denn viele Arbeitnehmer erleben mit diesem Modell eine Vernachlässigung der privaten Angelegenheiten. Vor allem wenn das Modell in der Praxis nicht richtig umgesetzt wird, kann es leicht zu solchen Problemen kommen. Eine solche Form der Selbstausbeutung sollte natürlich nicht passieren.

  • Gesundheitsrisiken: Auch das gesundheitliche Risiko ist nicht zu verachten, denn wie schon gesagt, kann eine falsche Umsetzung schlimme Folgen mit sich ziehen. Wenn man durch die ständige Erreichbarkeit nicht von der Arbeit abschalten kann, hat man zu viel Stress und innere Unruhe. Dies kann Schlafstörungen und andere gesundheitliche Probleme mit sich ziehen.

Man sieht hierbei auch an Studien, dass die Arbeitnehmer mit dieser Art von Arbeitszeitmodellen Probleme haben. Die Ergebnisse der Anatomie der Arbeit zeigen beispielsweise, dass 37% der Beschäftigten keine klaren Start- und Endzeiten für ihre Arbeit haben. Dies verunsichert sie, wodurch sie auch nach der eigentlichen Arbeitszeit noch daran denken und Probleme damit haben, sich um ihre privaten Bedürfnisse zu kümmern.

Work-Life-Blending richtig im Unternehmen umsetzen

Wenn man Work-Life-Blending richtig umsetzen möchte, dann muss man dies auch richtig tun. Es ergeben sich natürlich Vorteile für Arbeitnehmer und Arbeitgeber, wenn keine festen und strikten Arbeitszeiten festgelegt sind. So können Arbeitnehmer private Dinge an Arbeitstagen erledigen und Arbeitgeber können bei Problemen die Mitarbeiter auch an freien Tagen kontaktieren.

Jedoch sollte man trotzdem Grenzen ziehen. Denn wenn man das nicht macht, läuft das Unternehmen Gefahr, die Mitarbeiter zu überlasten und zu sehr unter Druck zu setzen. Dies möchte man natürlich auch vermeiden, da Mitarbeiter in diesem Fall nicht lange bei dem Unternehmen angestellt bleiben. In weiterer Folge ergibt sich für die Arbeitgeber eine hohe Mitarbeiterfluktuation und somit höhere Kosten im Bereich Recruiting.

Der Weg zum Work-Life-Blending ist sicherlich nicht einfach und es können immer wieder Probleme auftreten. Wichtig ist, dass auf die Bedürfnisse und das Empfinden der Arbeitnehmer eingegangen wird, damit diese mit dem Modell auch langfristig zufrieden sind. Dann kann Work-Life-Blending auch tatsächlich funktionieren.

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