Bildungsurlaub im Überblick: Definition, Voraussetzungen und Antrag!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
17. September 2024
5 Lesezeit (Minuten)
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Zusammenfassung

Der Bildungsurlaub ist der gesetzliche Anspruch von Arbeitnehmern auf eine Weiterbildung während der Arbeitszeiten. Je nach Bundesland stehen einem zwischen fünf und sieben Tage pro Jahr zur Verfügung. In dieser Zeit können Sie Kurse oder Seminare besuchen, auch solche, die nicht in Verbindung zu Ihrer beruflichen Tätigkeit stehen. Sie bekommen hier weiterhin den normalen Gehalt ausbezahlt.

Eine bezahlte Weiterbildung für Arbeitnehmer, bei denen Sie sich nicht einmal frei nehmen müssen? Das klingt nach einer tollen Möglichkeit, denn mit der richtigen Weiterbildung investiert man in seine zukünftige Karriere und kann die Karriereleiter schneller hochsteigen. Tatsächlich stehen jedem Arbeitnehmer in Deutschland bis zu 5 bezahlte Tage für Weiterbildungen zur Verfügung. Dies nennt man auch den Bildungsurlaub.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wissenswerte rund um den Bildungsurlaub. Sie erfahren, wer Anspruch darauf hat, welche Voraussetzungen dafür erfüllt werden müssen und wie Sie den Bildungsurlaub beantragen können. Somit sind Sie bestens informiert für den Fall, dass Sie selbst den Bildungsurlaub beantragen möchten.

Was ist Bildungsurlaub?

Zu Beginn möchten wir noch kurz einmal auf die Definition von Bildungsurlaub eingehen. Im Gegensatz zum Sabbatical oder einer Umschulung handelt es sich beim Bildungsurlaub, auch Bildungsfreistellung oder Bildungszeit genannt, um einen gesetzlichen Anspruch von Arbeitnehmern auf Weiterbildungen. Der Arbeitgeber muss demnach den Angestellten einen bezahlten Urlaub für Weiterbildung geben. Diese Bildungsfreistellung ist ein zusätzlicher Anspruch, er darf also nicht von dem normalen Urlaubsanspruch abgezogen werden.

Man kann diese Zeit nutzen, um sich entweder in Kursen, Seminaren, Bildungsveranstaltungen oder Workshops weiterzubilden. Arbeiten Sie etwa im Bereich Projektmanagement, können Sie hier verschiedene Zertifizierungen für einen Projektmanager abschließen. Die Weiterbildungen können zwar inhaltlich mit der Weiterbildung in Verbindung stehen, ein Muss ist dies allerdings nicht. Wenn Sie beispielsweise vorhaben, in einem anderen Bereich in Zukunft zu arbeiten, können Sie sich für den Wechsel dementsprechend auch weiterbilden.

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Wie viel Bildungsurlaub steht mir zu?

Die Anzahl der Tage Bildungsurlaub, die einem Arbeitgeber pro Jahr zur Verfügung stehen, unterscheiden sich stark je nach Bundesland. In Deutschland gibt es hierzu leider keine einheitliche Regelung, es gibt eigene Gesetze für die einzelnen Bundesländer. Somit ist der Bildungsurlaub Anspruch abhängig von Ihrem Arbeitsort. 

In der folgenden Liste finden Sie eine Übersicht über all jene Bundesländer, in denen Sie einen gesetzlichen Anspruch auf Bildungsfreistellung haben:

  • Baden-Württemberg: 5 Tage pro Jahr

  • Berlin: 10 Tage in 2 Jahren

  • Brandenburg: 10 Tage in 2 Jahren

  • Bremen: 10 Tage in 2 Jahren

  • Hamburg: 10 Tage in 2 Jahren

  • Hessen: 10 Tage in 2 Jahren

  • Mecklenburg-Vorpommern: 5 Tage pro Jahr

  • Niedersachsen: 10 Tage in 2 Jahren

  • Rheinland-Pfalz: 10 Tage in 2 Jahren

  • Saarland: 6 Tage pro Jahr

  • Sachsen-Anhalt: 14 Tage in 2 Jahren

  • Schleswig-Holstein: 10 Tage in 2 Jahren

  • Thüringen: 5 Tage pro Jahr

Sie können hier sehen, dass zwar einige Bundesländer ähnliche Regelungen haben, es aber auch große Unterschiede geben kann. In dieser Liste werden Sie allerdings nicht alle Bundesländer von Deutschland finden, denn in Bayern und Sachsen gibt es keinen rechtlichen Anspruch auf eine Arbeitnehmerweiterbildung.

Wichtig ist darüber hinaus noch die Regelung in Ländern wie Berlin. Hier kann man alle zwei Jahre bis zu zehn Tage am Stück für den Bildungsurlaub nutzen. Wenn man in diesen 2 Jahren nicht den ganzen Urlaub genutzt hat, muss der Übertrag in das nächste Jahr schriftlich vom Arbeitgeber bestätigt werden. 

Auch im Saarland gibt es noch eine Besonderheit, über die Sie Bescheid wissen sollten. Denn hier gibt es zwar sechs Tage Bildungsurlaub, jedoch müssen hier die Arbeitnehmer die Hälfte davon von ihrer Freizeit einbringen.

Sonderregelung für Beamte und Auszubildende

Die oben genannten Regelungen gelten für normale Angestellte, jedoch gibt es noch weitere Regelungen für Beamte und Auszubildende. Beamte haben beispielsweise nur in sechs Bundesländern Anspruch auf eine berufliche Weiterbildung:

  • Baden-Württemberg

  • Mecklenburg-Vorpommern

  • Rheinland-Pfalz

  • Saarland

  • Schleswig-Holstein

  • Thüringen

Auch für Auszubildende gibt es entsprechende Einschränkungen, die Sie beachten sollten. Folgende Bundesländer geben Azubis das Recht auf einen Bildungsurlaub:

  • Baden-Württemberg: 5 Tage während der gesamten Ausbildung

  • Berlin: 10 Tage pro Jahr

  • Brandenburg: 5 Tage pro Jahr

  • Bremen: 5 Tage pro Jahr

  • Hamburg: 5 Tage pro Jahr

  • Hessen: 5 Tage pro Jahr

  • Mecklenburg-Vorpommern: 5 Tage während der gesamten Ausbildung

  • Nordrhein-Westfalen: 5 Tage während der gesamten Ausbildung

  • Rheinland-Pfalz: 3 Tage nach dem ersten Jahr

  • Saarland: 3 Tage pro Jahr

  • Sachsen-Anhalt: 5 Tage pro Jahr

  • Schleswig-Holstein: 5 Tage pro Jahr

  • Thüringen: 3 Tage pro Jahr

Hier gibt es aber noch zusätzliche Bedingungen für einige Bundesländer. In Mecklenburg-Vorpommern, NRW und Rheinland-Pfalz muss beim Bildungsurlaub für Azubis eine politische Weiterbildung gewählt werden.

In Hessen kann man neben den 5 Tagen pro Jahr noch weitere 5 ArbeitstageBildungsfreistellung in Anspruch nehmen, in diesem Fall muss es sich allerdings um eine ehrenamtliche Tätigkeit handeln.

Nähere Informationen über die Regelungen zum Arbeitnehmerweiterbildungsgesetz in den einzelnen Bundesländern finden Sie auf der offiziellen Webseite für den Bildungsurlaub.

Die Kosten des Bildungsurlaubs

Bei den Kosten des Bildungsurlaubs gibt es ebenfalls einige Dinge, die Sie beachten sollten. Zunächst einmal bekommen Sie während der Bildungsfreistellung weiterhin Ihr normales Gehalt vom Arbeitgeber. Dieses steht Ihnen natürlich frei zur Verfügung.

Wenn es allerdings um die Kosten für die Weiterbildung selbst geht, also die Kursgebühr, die Reisekosten, etc., dann müssen Sie dies selbst bezahlen. Man kann hier allerdings die Kosten zumindest teilweise von der Steuer absetzen. Es gibt auch in manchen Bundesländern Förderprogramme, die Sie nutzen können. Hier werden Ihnen zumindest teilweise Kosten übernommen. Nähere Auskunft darüber finden Sie hier.

Wer hat Anspruch auf Bildungsurlaub?

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, einen Bildungsurlaub zu beantragen, müssen einige Voraussetzungen dafür erfüllt werden:

Freistellung von der Arbeit

Zunächst einmal geht es beim Bildungsurlaub um die Freistellung von der Arbeit für eine Weiterbildung. Die erste Bildungsurlaub Voraussetzung ist demnach, dass Sie bei einer Firma angestellt sein müssen.

Hier sollten Sie berücksichtigen, dass das Arbeitsverhältnis bereits seit einiger Zeit bestehen muss, damit Sie die Bildungsfreistellung in Anspruch nehmen können. In den meisten Ländern sind dies sechs Monate, im Saarland ein Jahr und in Rheinland-Pfalz zwei Jahre. Erst nach dieser Zeit können Sie einen Antrag für einen Bildungsurlaub stellen.

Arbeitsort

Der nächste wichtige Punkt ist, dass Sie in einem Bundesland arbeiten, in dem es ein Bildungsurlaubsgesetz gibt. Wer also in Bayern oder Sachsen arbeitet, kann diesen nicht in Anspruch nehmen. Wichtig hierbei ist nicht der Firmensitz, sondern der tatsächliche Arbeitsort.

Umfang

Zudem müssen Sie für die Weiterbildung ein Seminar oder einen Kurs wählen, welcher auch für den Bildungsurlaub anerkannt wird. Es ist jedoch nicht notwendig, dass der Inhalt der Weiterbildung im Zusammenhang mit Ihrer beruflichen Tätigkeit steht. Auch Sprachkurse oder Kurse zur persönlichen Weiterbildung können akzeptiert werden.

Um als Weiterbildung für den Bildungsurlaub anerkannt zu werden, muss die Weiterbildung sechs Stunden pro Tag dauern. So zumindest die Regelung in den meisten Bundesländern. In Hamburg etwa geht es darum, dass die Gesamtdauer beispielsweise fünf Tage beträgt.

Fristen

Zudem ist es auch wichtig, dass Sie den Antrag für den Bildungsurlaub rechtzeitig eintragen. Diese betragen in der Regel 6 bis 8 Wochen, wobei in Niedersachsen auch eine Vorlaufzeit von 4 Wochen ausreicht. Wenn Sie in dieser Zeit den Antrag nicht rechtzeitig abgeben, kann dieser von Ihrem Arbeitgeber abgelehnt werden.

Wie beantrage ich Bildungsurlaub?

Wenn Sie sich jetzt dazu entschieden haben, den Bildungsurlaub in Anspruch zu nehmen, sollten Sie zunächst einmal darauf achten, dass Sie alle Voraussetzungen für die Beantragung dafür erfüllen. Die Liste dazu finden Sie im vorherigen Punkt.

Nun geht es darum, den Antrag einzureichen. In vielen Unternehmen gibt es dazu ein offizielles Antragsformular, welches Sie ausfüllen und somit direkt einreichen können. Wenn dies allerdings nicht gegeben ist, reicht auch ein formloses Schreiben. 

Mit diesem formlosen Schreiben sollten Sie die Anmeldebescheinigung, den Anerkennungsbescheid und auch den Ablaufplan einreichen. Nun wirst du innerhalb einer geregelten Frist eine Antwort von deinem Arbeitgeber erhalten.

Kann Bildungsurlaub vom Arbeitgeber abgelehnt werden?

Wenn alles gut geht und du dich an die Voraussetzungen und Fristen gehalten hast, wird dieser deinen Antrag auch annehmen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass Anträge abgelehnt werden. Hier solltest du direkt prüfen, ob der Grund auch überhaupt zulässig ist und entsprechend deinen Antrag erneut einreichen.

Tipps für die Wahl der Weiterbildung

Bei der Wahl der Weiterbildung gibt es einige Dinge, die Sie berücksichtigen sollten. Wir möchten hier Ihnen noch einige Tipps mit auf den Weg geben:

  • Kosten im Blick behalten: Der Arbeitgeber zahlt Ihnen während des Bildungsurlaubs weiterhin den Lohn aus, die Kosten für die Weiterbildung tragen Sie allerdings selbst. Behalten Sie hier also immer die gesamten Kosten im Blick, auch für An- und Abreise oder Kosten für Hotelzimmer. Hier kann schnell viel Geld fällig werden.

  • Förderprogramme nutzen: Es gibt viele Programme zur Förderung von den Bundesländern. Nutzen Sie diese, denn am Ende können Sie einiges an Kosten einsparen.

  • Kostenloser Rücktritt: Bei der Wahl der Weiterbildung kann es darüber hinaus sinnvoll sein, wenn Sie kostenlos zurücktreten können. Denn es kann immer vorkommen, dass der Arbeitgeber den Bildungsurlaub ablehnt. In diesem Fall bleiben Sie dann nicht auf Ihren Kosten sitzen.

Bereit für Ihren Bildungsurlaub?

Sie haben nun die wichtigsten Informationen, die Sie für Ihren Bildungsurlaub benötigen. Alles in allem stellt dieses Angebot die ideale Möglichkeit dar, sich neben der eigentlichen beruflichen Tätigkeit weiterzubilden. Diese Fortbildung muss nicht einmal in Zusammenhang mit Ihrer Arbeit stehen, Sie können also auch einen Sprachkurs besuchen oder sich in anderen Bereichen weiterbilden. Nutzen Sie dieses Angebot, denn Sie werden sicherlich davon profitieren. Danach können Sie wieder mit voller Produktivität zu Ihrer Arbeit zurückkehren.

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Hinweis: Asana bietet keine rechtliche Beratung an und dieser Artikel sollte nicht als rechtliche Beratung angesehen werden.

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