Das Wort Ikigai steht im Japanischen für all das, wofür es sich zu leben lohnt und wofür man am Morgen aufsteht. Es ist ein Konzept, das die japanische Lebensphilosophie beschreibt. Das sogenannte “Ikigai-Modell”, das vor allem im Westen populär ist, hat jedoch wenig mit dem ursprünglichen Konzept zu tun. Es ist eine westliche Adaption, die auf dem Purpose-Venn-Diagramm basiert und dabei hilft, seinen Lebenssinn und seine Berufung zu finden.
Update: Im neuen Update haben wir die Inhalte dieses Artikels für Sie aktualisiert.
Viele Menschen suchen in ihrem Leben nach dem Sinn, nach etwas, wofür es sich zu leben lohnt. Diesen Lebensweg zu finden kann enorm schwierig und mit der falschen Herangehensweise oft sogar unmöglich sein. Es gibt jedoch einige Prinzipien, die sich mit dem Sinn des Lebens beschäftigen und dabei helfen sollen, diesen zu finden.
Eines dieser Prinzipien ist das Ikigai, eine japanische Lebensphilosophie, die dabei helfen soll, den Sinn im Leben zu finden. Das westliche Ikigai-Modell basiert auf dieser Philosophie, ist jedoch eine vereinfachte und angepasste Version, die den kulturellen Kontext nicht vollständig widerspiegelt.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen alles Wissenswerte über Ikigai, sowie die Entstehung und Bedeutung des westlichen “Ikigai-Modells”.
Fangen wir zum besseren Verständnis ganz von vorne an mit der Bedeutung von Ikigai. Das Wort stammt aus dem Japanischen und setzt sich aus zwei einzelnen Wörtern zusammen. “Iki” steht hierbei für Leben und “gai” für Wert. Wenn man das Wort also ins Deutsche übersetzen müsste, würde eine Definition wie Lebenswert oder Wert des Lebens entstehen.
Das Ikigai beschreibt nichts anderes als den Lebenssinn. Nicht jeder Mensch kennt den Grund, warum er morgens aufsteht und irrt daher oft ziellos herum. Ikigai beschreibt also das, was dich lebendig und dein Leben lebenswert macht.
Der Begriff Ikigai findet seinen Ursprung in der Heian-Periode von 794-1185, einer Zeit der japanischen Geschichte, in der Frieden herrschte. Im Grunde genommen besinnt sich der Begriff auf den Sinn des Lebens. Selbstverwirklichung und das Streben nach seelischer Zufriedenheit sind tief in der japanischen Kultur verankert.
Die Interpretationen dieser Lebensphilosophie haben sich im Laufe der Zeit immer wieder verändert, das Grundprinzip dahinter blieb jedoch erhalten. Die Psychiaterin Kamiya Mieko beispielsweise beschrieb das Ikigai als etwas Individuelles, das sich bei jeder Person anders gestalten kann. Schließlich ist jeder Mensch anders und jeder Mensch hat andere Vorstellungen davon, was ein erfülltes Leben ausmacht.
Dabei ist auch nicht immer der “klassische Lebensweg” derjenige Weg, der vielen Menschen zu einer wahren Erfüllung bestimmt ist. Manche davon fühlen sich sogar eher davon eingeengt, was es ihnen erschwert, ihr persönliches Ikigai zu finden.
Kostenfreie Asana-Vorlagen entdeckenGerade im Westen wurde zum besseren Verständnis für Ikigai ein Modell herangezogen, das auf den Grundlagen des Purpose-Venn-Diagramms basiert. Bei diesem Modell gibt es vier wichtige Bereiche, die allesamt wichtig im Leben sind. Diese sind die Begeisterung, das Talent, der Wert und der Bedarf
Die Schnittmenge dieser vier Bereiche ist das sogenannte Ikigai. Dabei möchten wir betonen, dass dieses Modell an sich nicht falsch ist, sondern durchaus seine Berechtigung hat. Es entspricht jedoch nicht der japanischen Sicht von Ikigai.
Doch wie kam es überhaupt zu dieser Fehlinterpretation?
Eine Reihe von Missverständnissen führten dazu, dass das Ikigai-Prinzip hierzulande im Westen mit einem Diagramm gleichgesetzt wird. Denn Tatsache ist: Diese Darstellung hat grundsätzlich nichts mit dem japanischen Ikigai zu tun.
Das Venn-Diagramm wurde von Andrés Zuzunaga entwickelt, der das Konzept “Ikigai” zu dieser Zeit gar nicht kannte. Die Abbildung wurde in weiterer Folge dank Social Media bekannt. Gleichzeitig wurde auch Ikigai im Westen bekannt, unter anderem durch verschiedene TED Talks.
Schlussendlich fügte der Blogger Marc Winn diese beiden Konzepte zusammen, ohne zu wissen, welche Auswirkung dies haben könnte. Denn damit entstand das “westliche Ikigai-Diagramm”, welches heutzutage vor allem in den westlichen Ländern sehr bekannt ist.
Trotz all dieser Missverständnisse möchten wir hier zwei Aspekte betonen:
Der Blogger Marc Winn mag zwar Ikigai im falschen Kontext dargestellt haben, dennoch ist außer Frage, dass er sein Leben nach seinem Ikigai ausgerichtet hat. Zudem hat er dafür gesorgt, diese Philosophie mit der westlichen Welt zu teilen, was auf jeden Fall positiv zu betrachten ist.
Das westliche Ikigai-Modell hat durchaus seine positiven Aspekte. Es ist eine gute Praxishilfe und wird von zahlreichen Unternehmen und Coaches weltweit verwendet. Dennoch gilt es zu beachten, dass es sich hierbei eben nicht um das japanische Ikigai handelt.
Am Anfang des westlichen Modells stehen zunächst einmal vier wesentliche Leitfragen:
Was liebe ich? (Begeisterung)
Was wird benötigt? (Bedarf)
Wofür zahlen Menschen? (Wert)
Was kann ich? (Talent)
Bei diesem Bereich sollte man sich die Frage stellen, wofür man sich begeistert. Was können Sie tun, ohne müde zu werden? Worüber reden Sie gerne? Was beschäftigt Sie mit Begeisterung den ganzen Tag?
Je klarer Sie Antworten auf diese Fragen haben, desto mehr wissen Sie, in welchen Bereichen Ihre Begeisterung steckt. Dies können etwa Hobbys sein oder auch der Beruf.
Der Bedarf stellt nichts anderes dar als all das, was von den Menschen benötigt wird. Dies sollte meistens etwas Nützliches sein, mit dem man anderen Menschen helfen kann. Fragen Sie sich also deshalb, was die Welt braucht und welche Probleme es gibt.
Haben Sie eine Antwort darauf gefunden, wissen Sie zumindest, was aus Ihrer Sicht in der Welt gebraucht wird. Später kommen wir noch dazu, in welchen Bereichen Sie hier auch wirklich helfen können.
Dieser Bereich ist aus all jenen Dingen zusammengesetzt, mit denen Sie Ihr Geld verdienen. Im Normalfall ist dies Ihr Beruf, also Ihre Anstellung bei einer Firma. Es kann aber auch sein, dass Sie Ihr Geld mit einer selbständigen Tätigkeit verdienen, es können aber auch andere Einnahmequellen sein.
Das Talent beschreibt all jene Dinge, in denen Sie wirklich gut sind. Welche speziellen Fähigkeiten besitzen Sie? Wo haben Sie Ihre Ausbildung gemacht? Jeder Mensch ist auf verschiedene Dinge spezialisiert.
Oftmals sind wir uns unserer Talente gar nicht bewusst. Deshalb kann es hier sinnvoll sein, andere Leute zu befragen, um eine objektive Meinung zu bekommen.
Diese vier Bereiche bilden den Startpunkt, um sein eigenes Ikigai laut dem westlichen Modell zu finden. Denn wenn sich all diese vier Bereiche überschneiden, hat man sein Ikigai gefunden. Reden wir doch vorher noch zuerst darüber, was passiert, wenn sich zwei Bereiche überschneiden:
Leidenschaft: Das westliche Ikigai-Modell spricht dann von Leidenschaft, wenn sich Talent und Begeisterung überschneiden. Demnach sind dies all jene Dinge, für die Sie sich wahrlich begeistern und in denen Sie auch wirklich gut und begabt sind. Dies sind meistens Hobbys, die wir seit Jahren ausüben.
Aufgabe: Die Mission stellt die Überschneidung von Begeisterung und Bedarf dar. Dies sind all jene Dinge, von denen Sie wahrlich überzeugt sind. Es sind Werte, die Sie stark verteidigen und für die Sie sich engagieren.
Berufung: Von Berufung sprechen wir dann, wenn sich Bedarf und Wert überschneiden. Dies sind all jene Dinge, die wir als wichtig empfinden und für die wir auch bezahlt werden könnten.
Job: Der Job, bzw. der Beruf, stellt all jenen Aspekt im Leben dar, den wir gut können und für den Menschen auch Geld bezahlen. Es ist die Überschneidung von Talent und Wert. Im Idealfall sind Beruf und Berufung sehr ähnlich, doch das muss nicht immer sein.
Ganz klar ist es gut, wenn sich viele Dinge in unserem Leben in zwei Bereichen gleichzeitig befinden. Doch was ist mit all jenen Dingen, die sich in drei Bereichen befinden?
Wert, Talent und Begeisterung: Wenn sich diese drei Bereiche überschneiden, fühlt man sich auf jeden Fall zufrieden. Immerhin kann man das tun, was man liebt, was man kann und wofür man bezahlt wird. Was hier jedoch noch fehlt, ist das Gefühl, gebraucht zu werden.
Talent, Begeisterung und Bedarf: Hier spürt man die Erfüllung, denn die Dinge in diesem Bereich werden auch gebraucht. Da sie aber keinen wirklichen Wert haben, bekommt man hier kein Geld und erreicht keinen Wohlstand.
Begeisterung, Bedarf und Wert: In diesem Abschnitt vom westlichen Ikigai-Modell ist man auf jeden Fall wohlhabend und zufrieden, trotzdem spürt man ein Gefühl der Unsicherheit. Immerhin ist man nicht unbedingt kompetent bei Dingen in diesem Abschnitt.
Bedarf, Wert und Talent: In diesem Bereich fühlt man sich geborgen, immerhin kann man die Dinge gut, sie werden bezahlt und auch benötigt. Trotzdem hat man keine Begeisterung und spürt so immer noch eine gewisse Leere.
Wenn sich alle vier Bereiche überschneiden, haben wir das Ikigai nach dem westlichen Modell erreicht. Es ist eine Mischung aus Leidenschaft, Mission, Berufung und Job. Dies ist also ein Job, den man gut kann, für den man sich begeistert und der auch wirklich gebraucht wird. Hat man das westliche Ikigai erreicht, kann man sich wirklich glücklich schätzen.
Natürlich ist es nicht einfach, sein eigenes westliches Ikigai zu finden. Manche Menschen suchen ihr ganzes Leben nach dem eigenen westlichen Ikigai, immerhin kann sich dieses im Laufe der Jahre auch wieder verändern. Wichtig ist, dass man sich einmal mit dem Thema auseinandersetzt.
Dazu sollte man sich ein Notizbuch machen und seine Gedanken zu den vier Ausgangsbereichen aufschreiben. Je intensiver man sich mit diesen Fragen und auch sich selbst beschäftigt, desto mehr Antworten können Sie finden.
Wenn man sich intensiver damit beschäftigen will, findet man dazu auch einige interessante Checklisten und Fragebögen im Internet. Auch ein Ikigai-Coaching kann man theoretisch buchen, was sehr hilfreich sein kann. Doch auch alleine kann man sein Ikigai finden. Dazu kann man eventuell auch mit Freunden, Familie und Arbeitskollegen sprechen und diese über die eigenen Fähigkeiten befragen.
Die Begeisterung, sein Ikigai, also den Sinn des eigenen Lebens, zu finden, kommt meist nicht einfach so. Oftmals gibt es verschiedene Denkanstöße oder Umstände, die dazu führen, dass man sein bisheriges bzw. sein zukünftiges Leben hinterfragt.
Berufsorientierung: Einer dieser Umstände kann die abgeschlossene Schule, Ausbildung oder das Studium sein. Bevor man in die Arbeitswelt startet, ist es nur verständlich, dass sich die Berufsanfänger fragen, wo sie später einmal sein wollen. Hier lässt sich das westliche Ikigai-Modell nutzen.
Unerwartete Veränderungen: Es gibt immer wieder Situationen im Leben, die dazu führen, dass wir alles neu überdenken müssen. Eine Kündigung kann hier oft ein Auslöser sein, dem eine berufliche Neuorientierung erfolgt. So kann man sich hier etwa ein Sabbatical nehmen und in dieser Zeit mehr über seinen Lebenssinn machen.
Burnout: Auch ein Burnout führt oft dazu, dass wir unsere bisherige Situation überdenken. Wie lässt sich das Berufs- und Privatleben besser vereinbaren und wo möchte ich in Zukunft meine Prioritäten setzen? Auch hier kann das westliche Ikigai-Modell sehr sinnvoll sein.
Eine ebenfalls spannende Lektüre stammt von Francesc Miralles und Héctor García. Diese haben hunderte Bewohner auf der japanischen Insel Okinawa befragt. Außergewöhnlich für diese Insel ist die Tatsache, dass dort viele Menschen über hundert Jahre alt werden.
Im Laufe einer Studie wurden die Bewohner gefragt, was das Geheimnis ihres langen Lebens ist. Basierend darauf entwickelten die zwei Autoren des Buches 10 praktische Regeln. Dies sind ihre Erkenntnisse grob zusammengefasst:
Aktiv bleiben: Auch im Alter sollte man noch sinnvolle Dinge tun, sich weiterentwickeln und einen Beitrag für seine Mitmenschen schaffen.
Ruhe bewahren: Stress und Ärger verkürzen nicht nur das Leben, sondern auch dessen Qualität.
Weniger essen: Es ist wichtig, sich in Genügsamkeit zu üben und nicht immer gleich zu essen, wenn sich der Hunger meldet.
Freunde treffen: Das Lebensglück korreliert massiv mit dem sozialen Umfeld. Daher sind viele gute Beziehungen wichtig.
Körper pflegen: Hierbei geht es nicht nur um die Hygiene an sich, sondern auch um die körperliche Fitness.
Mehr lächeln: Lächeln macht glücklich und verbessert das Immunsystem.
Natur genießen: Mehr Zeit in der Natur und an der frischen Luft können dabei helfen, den Geist zu durchlüften.
Dankbarkeit üben: Dankbar zu sein wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus.
Jetzt leben: Im Hier und Jetzt zu leben hilft dabei, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich weniger Sorgen um die Zukunft zu machen.
Ikigai folgen: Zuletzt sollte man an seinen Werten und Leidenschaften festhalten und an sein Ikigai glauben.
Es kann schwierig sein, das Leben mit seinen vielen Aufgaben und Hindernissen zu bestehen. Deshalb kann es sehr hilfreich sein, wenn man den Sinn des eigenen Lebens kennt. Wenn Sie wissen, wofür Sie morgens aufstehen und was Ihr Endziel ist, dann sind Sie auch motivierter und selbstbewusster. Schließlich wissen Sie: Es lohnt sich, für etwas zu kämpfen!
Dies wirkt sich positiv auf ihre innere Zufriedenheit, das berufliche und das private Leben aus. Deshalb sollten Sie zumindest versuchen, Ihr Ikigai nach dem westlichen Modell zu finden. Denn es wird sich für Sie lohnen.
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