Wertschöpfungskette: Definition und Anwendung!

Philipp Steubel – PortraitPhilipp Steubel
27. Juni 2024
5 Lesezeit (Minuten)
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Vorlagen

Zusammenfassung

Die Wertschöpfungskette, auch Wertkette genannt, ist ein Managementkonzept von Michael E. Porter. Hierbei werden mittels einer Grafik alle Schritte veranschaulicht, die ein Unternehmen durchführen muss, bis das Endprodukt am Markt mit Mehrwert verkauft werden kann. Dazu zählen beispielsweise Entwicklung, Herstellung und Marketing. Wie genau Sie eine solche Grafik erstellen und analysieren können, erfahren Sie hier!

Produkte durchlaufen eine Vielzahl von Schritten, bis sie schlussendlich beim Kunden angelangen. Von der Beschaffung von Rohstoffen und der Produktion bis hin zum Transport und dem anschließenden Kundendienst gibt es eine Menge an Aufgaben, die durchgeführt werden müssen.

Unternehmen tragen hierbei die Verantwortung, dass all diese Schritte effizient ablaufen. Eine Möglichkeit, dies zu gewährleisten, ist durch die Erstellung von Wertschöpfungsketten. Mit diesem Prinzip lassen sich alle Tätigkeiten und Aktivitäten festhalten und Verbesserungen identifizieren.

Doch wie genau können Sie eine Wertschöpfungskette identifizieren? Und wie können Sie eine Wertschöpfungskette richtig analysieren und Optimierungen vornehmen? Alles Wichtige zu diesem Thema erfahren Sie hier in diesem Artikel.

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Was ist eine Wertschöpfungskette?

Die Wertschöpfungskette (auf Englisch “value chain”) als Managementkonzept veranschaulicht alle unternehmerischen Tätigkeiten grafisch. Sie umfasst die verschiedensten Tätigkeiten, wie etwa Entwicklung, Herstellung, Vertrieb und Kundensupport.

Einfach ausgedrückt zeigt die Wertschöpfungskette die einzelnen Schritte, die ein Produkt durchlaufen muss, damit es schlussendlich mit einem Mehrwert verkauft werden kann. Definiert wurde dieses Prinzip erstmals 1985 von dem US-Ökonom Michael E. Porter.

Dieser beschrieb die Wertschöpfungskette als eine “Ansammlung von Tätigkeiten, durch die ein Produkt entworfen, hergestellt, vertrieben, ausgeliefert und unterstützt wird”. Ziel dieses Modells ist es, die Wertschöpfung entlang der gesamten Kette zu maximieren. Dies führt langfristig gesehen zu einer Steigerung der Erträge und einer Reduzierung der Kosten.

Das Grundmodell von Porter

Das Grundmodell der Wertschöpfungskette wurde zu Beginn hauptsächlich für Handelsunternehmen entwickelt, die klassische Produkte anbieten. Jedoch kann dieses Modell auch für Dienstleistungen angewendet werden.

Im Grundmodell werden alle Unternehmensaktivitäten, die im Zusammenhang mit der Gütererstellung stehen, grafisch dargestellt. Dabei erfolgt eine Einteilung in primäre und unterstützende Aktivitäten.

In den folgenden Absätzen möchten wir Ihnen dazu einen groben Überblick geben.

Primäre Aktivitäten

Die primären Aktivitäten umfassen all jene Aufgaben, die direkt mit der Erstellung des Produkts zusammenhängen. Diese umfassen folgende Tätigkeiten:

  • Eingangslogistik: Dieser Bereich beinhaltet die Beschaffung und Lagerung von Rohstoffen und dem Ausgangsmaterial.

  • Operationen: Hierbei geht es um alle Schritte, die durchgeführt werden müssen, damit die Rohstoffe und Vorprodukte in das fertige Produkt umgewandelt werden. In dieser Phase finden sich in der Regel die meisten einzelnen Tätigkeiten, je nach Komplexität der Herstellung.

  • Marketing und Vertrieb: Dieser Bereich beinhaltet alle Tätigkeiten, die dabei helfen, das Produkt auf dem Markt zu positionieren und zu verkaufen. 

  • Ausgangslogistik: Nachdem Produkte hergestellt und verkauft wurden, müssen diese nun auch an die Kunden ausgeliefert werden. In diesen Bereich fallen daher alle Tätigkeiten, die im Zusammenhang mit dem Transport an den Endkunden und der Lieferkette stehen.

  • Kundendienst: Porter definierte auch den anschließenden Kundenservice nach dem Verkauf und Transport als einen essentiellen Bereich. Dieser umfasst alle Tätigkeiten in Bezug auf die Unterstützung der Kunden bei Problemen sowie die Wartung und Reparatur von Produkten.

Unterstützende Aktivitäten

In diese Kategorie fallen alle Tätigkeiten, die benötigt werden, um die primären Aktivitäten auszuführen. Sie leisten daher nur indirekt einen Beitrag zur Leistungserstellung, sind jedoch genauso wichtig. Unterstützungsaktivitäten umfassen:

  • Unternehmensinfrastruktur

  • Personalwirtschaft

  • Technologieentwicklung

  • Beschaffung

Wie erstelle ich eine Wertschöpfungskette?

Nachdem Sie nun mehr darüber wissen, welche Aktivitäten Teil der Wertschöpfungskette sind, ist es nun an der Zeit, dass Sie diese selbst erstellen. In den folgenden Absätzen werden wir Ihnen daher die wichtigsten Schritte detailliert erklären.

  1. Alle Tätigkeiten definieren: Im ersten Schritt sollten Sie alle möglichen Aktivitäten dokumentieren, die im Zusammenhang mit der Leistungserstellung stehen. Wie bereits erwähnt, umfasst dies nicht nur primäre, sondern auch unterstützende Tätigkeiten.

  2. Tätigkeiten richtig zuordnen: Bevor Sie mit der Erstellung der Wertschöpfungskette starten, sollten Sie alle Tätigkeiten den richtigen Aktivitätstypen zuordnen. Tätigkeiten können entweder direkt (primäre), indirekt (unterstützend) oder qualitätssichernd (unterstützend) für die Leistungserstellung verantwortlich sein.

  3. Aufbau der Grafik: Im nächsten Schritt können Sie mit dem Aufbau der Grafik beginnen. Dazu können Sie beispielsweise ein Blatt Papier nehmen. In der oberen Hälfte zählen Sie in Listenform alle unterstützenden Aktivitäten auf. In der unteren Hälfte wiederum zählen Sie die primären Tätigkeiten in der richtigen Reihenfolge (Eingangslogistik -> Operationen -> Marketing & Vertrieb -> Ausgangslogistik -> Kundendienst) auf.

  4. Gewinnmarge: Am rechten Rand schreiben Sie danach noch die Gewinnspanne oder Marge auf. Hierbei wird der Umsatz den anfallenden Kosten gegenübergestellt.

Damit haben Sie ein Wertschöpfungskettendiagramm erstellt. Für eine optimale Herangehensweise in der späteren Analyse empfehlen wir Ihnen jedoch nicht unbedingt, die Grafik auf einem Blatt Papier festzuhalten.

Besser wäre es, wenn Sie diesen Workflow in einer Work Management Software wie Asana festhalten. Dadurch wird der gesamte Prozess für alle Mitarbeiter sichtbar. Zudem können Sie Verbesserungsvorschläge direkt in Aufgaben umwandeln und an den zuständigen Personen zuweisen.

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Analyse der Wertschöpfungskette

Nun ist Ihre Wertschöpfungskette erstellt. Sie haben dadurch einen guten Überblick darüber, welche Tätigkeiten Teil der Produkterstellung sind und in welcher Reihenfolge diese stattfinden.

Jetzt ist es an der Zeit, diese Grafik zu nutzen, um Optimierungen vorzunehmen. Dabei sollten Sie idealerweise ein Brainstorming-Meeting mit einigen Mitarbeitern abhalten. Dadurch stellen Sie sicher, dass Sie einen objektiven Blick behalten und auch an den richtigen Stellen Verbesserungen durchführen.

Bei der Analyse selbst sollten Sie einige Aspekte beachten.

Kernkompetenzen

Versuchen Sie zunächst herauszufinden, welche Aktivitäten zu den Kernkompetenzen Ihres Unternehmens gehören. Dies können spezielle Fertigungsprozesse oder exklusive Zugänge zu Vorprodukten sein. Diese Kernkompetenzen sollten Sie unbedingt in Ihrem Unternehmen behalten, denn sie tragen zu Ihrem USP (=Alleinstellungsmerkmal) bei. 

Bei allen anderen Aktivitäten können Sie überlegen, ob Sie diese auslagern möchten oder nicht. Diese Praxis ist sehr geläufig in der Geschäftswelt und wird von vielen Großkonzernen angewendet.

Ein Beispiel dafür ist Red Bull. Das Getränkeunternehmen fokussiert sich nur auf das Marketing und den Vertrieb. Die Logistik und Getränkeherstellung selbst wird jedoch gänzlich ausgelagert. Auch der Fernbusanbieter Flixbus beispielsweise bietet keinen einzigen Bus selbst an, sondern kooperiert mit anderen Busunternehmen zusammen.

Es gibt im Zusammenhang mit dem Outsourcing zwei wesentliche Aspekte, die Sie beachten sollten.

  • Kostenvergleich: In vielen Fällen kann das Outsourcing die günstigere Alternative sein. Wenn das der Fall ist und die Tätigkeit nicht zu Ihrer Kernkompetenz zählt, sollten Sie diese Möglichkeit in Erwägung ziehen.

  • Wissensaufbau: Der Aufbau von Wissen benötigt Zeit und Ressourcen. Wenn Sie diese Ressourcen lieber in die wichtigen Kernkompetenzen stecken möchten, macht das Auslagern von einzelnen Aufgaben oder sogar ganzen Bereichen durchaus Sinn.

Optimierungen

Versuchen Sie, bei der Analyse der einzelnen Tätigkeiten herauszufinden, ob diese bereits effizient ablaufen oder ob es noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt. Diese können je nach Branche und Unternehmen durchaus sehr unterschiedlich sein. Lange Wartezeiten zwischen den Produktionsstufen, veraltete Systeme und schlechte Kommunikation zwischen den Bereichen können solche Probleme sein.

Für die Prozessoptimierung gibt es unterschiedliche Lösungsansätze, wie etwa Operational Excellence, Kaizen oder auch Lean Management. Versuchen Sie durch diese Methoden, die Verschwendung zu reduzieren und Ihre Effizienz zu steigern.

Welche Vor- und Nachteile haben Wertschöpfungsketten?

Die grafische Darstellung der eigenen Wertschöpfungskette kann Ihnen einige Vorteile bringen. Das Modell kommt jedoch auch mit ein paar Nachteilen. In dieser Aufzählung möchten wir auf die wichtigsten positiven und negativen Aspekte eingehen.

Vorteile

  • Kostenreduzierung: Durch die Identifizierung und Optimierung ineffizienter Prozesse können Unternehmen ihre Ausgaben senken. Dies können beispielsweise effizientere Produktionsmethoden oder eine optimierte Logistik sein.

  • Qualitätsverbesserung: Die Betrachtung der gesamten Wertschöpfungskette erlaubt es Ihnen, die einzelnen Schritte sorgfältig zu überwachen und so eine hohe Qualität sicherzustellen. Besonders in Branchen, in denen eine hohe Qualität wichtig ist, kann Ihnen dies einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

  • Zeitersparnis: Die Optimierung der Prozesse kann nicht nur zu Kostenreduzierungen, sondern auch zu Zeitersparnissen führen. Damit können Sie Produkte schneller auf den Markt bringen.

Nachteile

  • Komplexität: Nicht immer ist es einfach, eine klare Wertschöpfungskette zu definieren. Vor allem dann nicht, wenn Unternehmen international aktiv sind und es so zu einer Koordination zwischen verschiedenen Abteilungen, Lieferanten und Vertriebskanälen kommt. Dadurch steigt der Aufwand zur Erstellung der Grafik.

  • Kostenintensiv: Es benötigt Zeit und Ressourcen, um eine Wertschöpfungskette detailliert zu erstellen. Dies sollten Sie im Vorhinein berücksichtigen.

Unser Fazit

Wertschöpfungsketten bieten eine ideale Möglichkeit, den Prozess der Leistungserstellung grafisch darzustellen. Was wie eine einfache Methode klingt, hat jedoch eine weit tiefere Bedeutung. Durch die visuelle Veranschaulichung erhalten Sie einen ganzheitlichen Blick auf die Workflows in Ihrem Unternehmen. Dies ermöglicht es Ihnen, leichter Problemstellen zu identifizieren und die richtigen Optimierungsvorschläge zu ermitteln.

Mit Wertschöpfungsketten sichern Sie sich einen entscheidenden Vorteil, der Ihnen dabei hilft, Ressourcen und Zeit einzusparen, die Gewinnmarge zu erhöhen und langfristig am Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.

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