Was ist Social Loafing, wie wirkt es sich auf die Produktivität aus und wie kann es überwunden werden?

Julia Martins – FotoJulia Martins
16. April 2024
6 Lesezeit (Minuten)
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Wir alle erinnern uns noch gut an das gefürchtete Gruppenprojekt aus der Schule. Egal, wer in der Gruppe war oder worum es in dem Projekt ging, es fühlte sich immer so an, als hätte eine Person am Ende weniger geleistet als die übrigen. Doch am Ende bekamen alle die gleiche Note für die Gruppenarbeit, ohne dass es negative Konsequenzen gab. 

Es kann wirklich frustrierend sein, wenn man den Eindruck hat, dass ein Teammitglied weniger Arbeit geleistet hat als man selbst und trotzdem die gleiche Note oder Anerkennung erhält. Dieses Phänomen wird als Social Loafing beziehungsweise soziales Faulenzen bezeichnet – die Vorstellung, dass einige Personen in einer Gruppe weniger Leistung erbringen. Laut Erkenntnissen aus der Sozialpsychologie tritt Social Loafing auf, wenn es zu einer Streuung der Verantwortung und einer Verschiebung des Fokus von der Leistung des Einzelnen zur Gruppenleistung kommt.

Social Loafing bei Gruppenprojekten in der Schule ist eine Sache. Die große Frage lautet jedoch: Kommt soziales Faulenzen am Arbeitsplatz tatsächlich vor? Und wenn ja, wie können Sie Ihre Teammitglieder dazu befähigen, Bestleistungen zu erbringen – auch wenn sie in Gruppen arbeiten? 

Wie lautet die Definition von Social Loafing?

Social Loafing ist das wahrgenommene psychologische Phänomen, dass Teammitglieder in einem Gruppenumfeld weniger leisten und die individuelle Leistung weniger wertgeschätzt wird. Der Effekt des sozialen Faulenzens besagt, dass Einzelpersonen nicht ihr Bestes geben, wenn sie als Teil einer Gruppe beurteilt werden. 

Woher kommt Social Loafing? 

Max Ringelmann beschrieb das Phänomen des sozialen Faulenzens zum ersten Mal im Jahr 1913. Dieser französische Agraringenieur, entdeckte das soziale Faulenzen, indem er mehrere Personen bat, an einem Seil zu ziehen. Er ermittelte, dass Personen sich mehr anstrengten, wenn sie einzeln daran zogen, als wenn sie in der Gruppe zogen. Was zunächst als Ringelmann-Effekt bezeichnet wurde, wurde später in soziales Faulenzen beziehungsweise Social Loafing umbenannt.

Das soziale Faulenzen wurde ausgiebig untersucht. Im Artikel Many Hands Make Light the Work: The Causes and Consequences of Social Loafing maßen Bibb Latané, Kipling Williams und Stephen Harkins die Lautstärke, die Individuen beim Klatschen und Rufen produzierten – sowohl wenn sie alleine als auch in einer Gruppe waren. Ihre Untersuchungen ergaben, dass mit zunehmender Gruppengröße die Anstrengung, die jeder Einzelne aufbrachte, abnahm – je größer die Gruppe, desto niedriger die individuelle Leistung. Sie glaubten, diese Beobachtung sei auf die Tatsache zurückzuführen, dass größere Gruppen weniger sozialen Druck auf das jeweilige Mitglied der Gruppe bedeuteten und die individuelle Leistung in kleinen Gruppen deshalb höher sei. Später im Jahr 1993 proponierten Steven Karau und Kipling Williams, dass soziales Faulenzen dadurch verursacht wird, dass sich die einzelne Person mit der Belohnung oder Anerkennung, die er am Ende eines Projekts erhalten wird, weniger stark identifiziert. 

Der Mythos des sozialen Faulenzens 

Tauziehen oder Schreien in einer Gruppe kann tatsächlich die eigene Leistung beziehungsweise die Leistung des Einzelnen reduzieren. Diese Studien lassen sich jedoch nicht direkt auf den modernen Arbeitsplatz übertragen, und der Vergleich einfacher Übungen mit unserem ständig aktiven Arbeitsumfeld repräsentiert nicht vollständig, was der moderne Wissensarbeiter tatsächlich erlebt.

Teamarbeit und Gruppenarbeit sind nicht die Ursache für geringere Einzelleistung und weniger Beiträge des Einzelnen. Der wahre Übeltäter? Mangelnde Transparenz. Wenn Wissensarbeiter keine Transparenz darüber haben, woran sie arbeiten oder wie sich diese Arbeit auf ihr Unternehmen auswirkt, können sie Prioritäten nicht effektiv setzen oder besonders wichtige Arbeiten ausführen. Dies trägt in hohem Maße zu Burnout-Symptomen bei, die 71 % der globalen Wissensarbeiter im Jahr 2020 mindestens einmal erlebten. Von diesen Wissensarbeitern gab jeder Dritte an, sich ausgebrannt und überarbeitet zu fühlen, weil Aufgaben und Funktionen unklar sind. 

Wenn eines Ihrer Teammitglieder also unterdurchschnittliche Leistungen erbringt oder sich zu wenig beteiligt, ist es kein sozialer Faulpelz oder nur am Bummeln – die Person könnte Schwierigkeiten erleben. Herauszufinden, was Einfluss auf ihre Produktivität oder Motivation hat, kann ihr helfen, die Aufgaben besser zu erledigen und die Gesamtleistung – nicht nur die Gruppenleistung – zu steigern. Letztendlich wird dieser Schritt auch dazu beitragen, dass sich jeder Einzelne am Arbeitsplatz wohler fühlt und mehr Unterstützung erhält. 

In 4 Schritten für Transparenz bei der Arbeit sorgen 

Natürlich will niemand schlechte Arbeit leisten. Was wir als Social Loafing wahrnehmen, ist eigentlich ein Symptom für einen Mangel an Transparenz oder Motivation. Um Ihren Teammitgliedern zu helfen, erfolgreich zu sein und optimale Arbeit zu leisten, finden Sie hier vier Möglichkeiten, mit denen Sie für mehr Transparenz und Kontext bei der Arbeit sorgen.

1. Ermitteln Sie, wer was bis wann macht

Das Erste, was Sie für mehr Transparenz, bessere Abstimmung in Ihrem Team und eine gesteigerte Gruppenleistung tun können, ist zu ermitteln, wer was bis wann bei den jeweiligen Projekten oder Aufgaben leistet. Gehen Sie die Aufgaben und Projekte in Ihrem Team durch – gibt es Aufgaben, für die es mehr als einen Verantwortlichen gibt? Ohne einen klaren, eindeutigen Verantwortlichen für jeden Arbeitsschritt kommt es bei den Teammitgliedern zu Verwirrung darüber, wer für diese Aufgabe verantwortlich ist. 

Dieser Mangel an Transparenz kann zu verspäteten Abgabeterminen oder unvollendeten Arbeitsschritten führen. Laut dem Bericht zur Anatomie der Arbeit sind 27 % der verpassten Termine auf unklare Prozesse zurückzuführen. Tatsächlich sind wir bei Asana so überzeugt davon, dass jede Aufgabe immer nur einer Person zugewiesen werden sollte, dass wir diesen Punkt sogar in unser Produkt eingebaut haben.

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie sind in einem Content-Team und schreiben zusammen mit einem Kollegen ein eBook. Ohne ein klares Verständnis darüber, wer wofür zuständig ist, könnte sich der Fortschritt verzögern, oder niemand weist den Designer darauf hin, dass der Text nun bereit zum Einfügen ist – einfach, weil eigentlich keiner von Ihnen dafür zuständig ist. Alternativ könnte es vorkommen, dass Sie beide versuchen, mit dem Designer über diesen Schritt zu sprechen, was zu unnötiger Verwirrung und Unklarheit führen könnte. 

Mangelnde Transparenz in Bezug auf Funktionen, Verantwortlichkeiten und Ergebnisse führt zu einer Zunahme von Doppelarbeit – Teams verbringen 13 % ihrer Zeit mit bereits erledigten Aufgaben. Das ergibt eine Summe von 236 Stunden pro Jahr, die durch Doppelarbeit verloren gehen. Klare Prozesse und Verantwortlichkeiten helfen Ihnen, diesen Umstand zu vermeiden und stattdessen mehr Zeit für einzigartige, wichtige Projekte zu verwenden.

2. Koordinieren Sie die Arbeitsabläufe in einem zentralen Tool

Sie brauchen nicht nur Transparenz darüber, wer was bis wann macht, sondern auch eine Möglichkeit, all diese Informationen nachzuverfolgen. Wenn jedes Teammitglied seine Aufgaben in einem anderen Tool verwaltet, ist es fast unmöglich, sich Klarheit darüber zu verschaffen, woran jeder gerade arbeitet oder wie hoch die Teamleistung ist.

Stellen Sie stattdessen sicher, dass Ihr Team die Arbeitsabläufe in einem zentralisierten Tool koordiniert. Natürlich empfehlen wir dafür ein Work Management Tool wie Asana. Work Management ist eine Möglichkeit, laufende Prozesse, Projekte und Aufgaben nachzuverfolgen, um für Transparenz in Ihrem Team zu sorgen. Laut unserer Studie fühlen sich fast 70 % der Wissensarbeiter besser dafür gerüstet, persönliche Ziele zu erreichen, wenn es klare Work-Management-Prozesse gibt. Indem Sie die Zusammenarbeit funktionsübergreifend koordinieren und den Fortschritt in Echtzeit nachverfolgen, schaffen Sie diese klaren Prozesse für Ihr Team.

Lesenswert: Einführung ins Work Management

3. Reduzieren Sie Arbeit rund um die Arbeit 

Doppelte, manuelle Arbeitsschritte können zu Stress und Burnout führen. Doch wir verbringen einen so großen Teil unseres Tages mit diesen Aufgaben. Der durchschnittliche Wissensarbeiter verbringt 60 % seiner Zeit mit Arbeit rund um die Arbeit, wie beispielsweise dem Ersuchen von Genehmigungen, der Suche nach Dokumenten oder der Teilnahme an Statusmeetings. 

Wenn Sie die Arbeit rund um die Arbeit reduzieren, können Sie es Ihrem Team leichter machen, wichtige, fachspezifische und strategische Aufgaben zu priorisieren. Einige Strategien zur Reduzierung der Arbeit rund um die Arbeit sind:

  • Statusbesprechungen abschaffen – stattdessen sollten Sie Projektstatus-Updates in Ihrem Work Management Tool mit anderen teilen.

  • Automatisierung manueller Vorgänge und Routineaufgaben, so dass Ihr Team mehr Zeit hat, sich auf wirkungsvolle Tätigkeiten zu konzentrieren.

  • Integration der bevorzugten Business-Tools, um die Verwendung zu vieler Apps zu vermeiden. 

4. Verknüpfen Sie die tägliche Arbeit mit den Unternehmenszielen

Ohne ein klares Verständnis davon, wie die eigene Tätigkeit mit den Unternehmenszielen zusammenhängt und dazu beiträgt, wird das Setzen von Prioritäten schwierig. Für die Mitarbeiter kann es sich so anfühlen, als würden sie sich einfach nur abrackern, selbst wenn sie ihr Bestes geben. Diese Art von Transparenz ist jedoch schwer zu erlangen – tatsächlich haben nur 26 % der Wissensarbeiter ein sehr klares Verständnis davon, wie ihre individuelle Arbeit mit den Unternehmenszielen zusammenhängt.

Um die Kluft zwischen den täglichen Aufgaben und den Unternehmensprioritäten zu überbrücken, sollten Sie sicherstellen, dass Ihre Teammitglieder verstehen, wie ihre Arbeit zu den wichtigsten Unternehmenszielen beiträgt. Dieses Vorgehen ist nicht nur gut für die Motivation, sondern es kann Teammitgliedern auch dabei helfen, die Aufgaben neu zu priorisieren oder bei Bedarf Fristen zu verschieben. Wenn sie verstehen, welche Aufgaben geschäftskritisch sind, können Teammitglieder effektiv durch enge Zeitpläne und wechselnde Prioritäten navigieren.

Die Verknüpfung der täglichen Arbeitsabläufe mit den Unternehmenszielen kann auch Ihrem gesamten Team helfen, an einem Strang zu ziehen. Anstatt sich mit verworrenen, unklaren Prioritäten herumzuschlagen oder gar andere des Bummelns zu bezichtigen, kann jeder deutlich erkennen, wie die einzelnen Teammitglieder ihren Beitrag leisten. So können alle Mitglieder der Gruppe sicher sein, dass die Aufgaben, die sie priorisieren, auch mit denen ihrer Kollegen abgestimmt sind. 

Das Problem ist nicht Social Loafing – sondern mangelnde Transparenz

Damit Ihr Team seine Arbeit optimal erledigen kann, sollten Sie sich darauf konzentrieren, für mehr Transparenz zu sorgen, anstatt das soziale Faulenzen einzudämmen. Unterstützen Sie Ihre Teammitglieder, indem Sie für Transparenz in den Prozessen sorgen, sich alle an den gleichen Prioritäten orientieren und die Arbeitsabläufe in einem Tool zentralisiert werden. So können Sie sicherstellen, dass Ihr Team alles hat, was es braucht, um erfolgreich zu sein und gemeinsam an einem Strang zu ziehen.

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