Wer über kulturelle Intelligenz verfügt, erkennt an, dass verschiedene Mitglieder Ihres Teams möglicherweise unterschiedliche Denk- oder Ausdrucksweisen besitzen. Zu verstehen, wie sich die Kultur eines Teammitglieds von Ihrer eigenen unterscheidet, macht aus Ihnen eine integrativere, empathischere und effektivere Führungskraft.
Kulturelle Intelligenz lässt sich in einer Vielzahl von Situationen anwenden – sie hilft Ihnen, effektive Einzelgespräche zu führen und führt dazu, dass sich Ihre Teammitglieder in Gruppensituationen wohler fühlen. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihre kulturelle Intelligenz ausbauen, um all Ihre Teammitglieder, unabhängig von ihrer Hintergründe, zu unterstützen.
Lesenswert: Das Geheimnis einer ausgezeichneten GruppendynamikEinfach ausgedrückt ist kulturelle Intelligenz die Fähigkeit, mit und über mehrere Kulturen hinweg zu arbeiten. Führungskräfte mit ausgeprägter kultureller Intelligenz erkennen aktiv die Rolle an, die Kultur in Ihrem Team spielt, und passen Ihren Managementstil entsprechend an.
Grob gesagt ist Kultur die Gesamtheit der geistigen, künstlerischen, normativen, traditionellen und gestaltenden Leistungen einer Gemeinschaft. Dieser Oberbegriff bezieht sich nicht zwangsläufig auf das Herkunftsland oder die Herkunftsländer einer Person, sondern vielmehr auf die Gesellschaften oder Gemeinschaften, denen sie angehören.
Kulturelle Intelligenz ist eine wichtige Kompetenz einer jeden Führungskraft, auch wenn diese nicht Teil eines ortsunabhängig oder global arbeitenden Team sind. Das liegt daran, dass der einzigartige Hintergrund jeder einzelnen Person Teil dessen ist, was sie zu einer wertvollen Bereicherung für das Team macht. Wenn Sie verstehen, was der jeweilige kulturelle Hintergrund für die einzelnen Teammitglieder bedeuten, werden Sie zu einer besseren Führungskraft.
Lesenswert: So hilft dieser Managementstil Ihnen und Ihrem TeamÄhnlich dem IQ (Intelligenzquotient), der Intelligenz misst, oder dem EQ, der emotionale Intelligenz misst, misst der CQ die kulturelle Intelligenz, ist also der Kulturquotient.
Der Begriff CQ, oder Kulturquotient, wurde Anfang der 2000er erstmals von Christopher Earley und Soong Ang verwendet. Weitere Forschungsarbeiten von David Thomas und Kerr Inkson im gleichen Zeitraum trugen zu einer ganzheitlichen Grundlage für kulturelle Intelligenz bei. Ang und Linn Van Dyne bauten später auf diese Arbeit auf, um eine wissenschaftlich fundierte Methode zur Messung der interkulturellen Leistung zu entwickeln – die CQ-Skala.
Im Jahr 2015 veröffentlichte David Livermore das Buch Leading with Cultural Intelligence, in dem er die CQ-Skala von Ang und Van Dyne weiterentwickelte. Laut Livermore gibt es vier Hauptelemente der kulturellen Intelligenz:
CQ Drive ist das Vertrauen einer Person in ihre Fähigkeit, sich in unterschiedlichen kulturellen Situationen zurechtzufinden.
CQ Knowledge beinhaltet das Verständnis der Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Kulturen, über das eine Person verfügt.
CQ Strategy steht für die Art und Weise, wie eine Person Erfahrungen versteht und verarbeitet, die sich kulturell von ihren eigenen unterscheiden.
CQ Action ist die Fähigkeit einer Person, ihr verbales und nonverbales Verhalten an verschiedene Kulturen anzupassen.
Menschen mit einem hohen CQ verfügen über alle vier Fähigkeiten. Man kann einen Test absolvieren oder eine Selbsteinschätzung vornehmen, um den QC zu messen, aber diese Fähigkeiten sind normalerweise nicht so eng mit Zahlen verknüpft wie andere Formen der Intelligenz, wie etwa der IQ. Vielmehr ist der CQ eine Fähigkeit, die man im Laufe des Lebens entwickelt, ähnlich wie andere Soft Skills.
Bei emotionaler Intelligenz (EQ) handelt es sich um die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu erkennen und zu regulieren, um die Zusammenarbeit, Verbundenheit und Empathie zu fördern, aber auch, um mit anderen Menschen in Kontakt zu treten oder Konflikte zu vermeiden. EQ ist der Schlüssel zur Entwicklung guter zwischenmenschlicher Beziehungen.
Kulturelle Intelligenz konzentriert sich speziell auf den Einsatz von EQ beim Umgang mit Menschen, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben als man selbst. Menschen mit hohem CQ setzen ihr Einfühlungsvermögen und ihre Verbundenheit ein, um die Bedürfnisse von Teammitgliedern zu verstehen, die nicht zwangsläufig dieselben kulturellen Normen haben.
Kulturelle Sensibilität bedeutet, sich der Unterschiede zwischen den Kulturen bewusst zu sein, ohne eine Kultur über eine andere zu stellen. Diese Haltung beruht auf der Überzeugung, dass ein Teammitglied, nur weil es etwas anders macht als man selbst, es nicht besser oder schlechter macht. Führungskräfte mit hoher kultureller Sensibilität wissen, wie man kulturelle Unterschiede erkennt, sie würdigt und sie bei Bedarf anspricht, um ein starkes Teamumfeld zu schaffen.
Lesenswert: Verteilte Teams managen: Führung mit kulturellem VerständnisKulturelle Intelligenz wird zu einer immer wichtigeren Fähigkeit im Geschäftsleben, da sie sich auf das Teambuilding auswirkt. Einer der schönsten Aspekte der Leitung eines Teams ist die Zusammenarbeit mit Teammitgliedern, die jeweils eine eigene Perspektive und eigene Kompetenzen mitbringen. Wenn Sie lernen, mit kulturellem Verständnis zu führen, unterschiedliche kulturelle Hintergründe zu berücksichtigen und kulturelles Wissen an den Tisch zu bringen, können Sie Ihre Führungsqualitäten verbessern.
Multikulturelle Teams profitieren von einer Meinungsvielfalt. Um die Wirkung eines multikulturellen Teams zu entfalten und Teamsynergien aufzubauen, müssen Sie die Teamarbeit steuern und fördern. Hier kommt ein hoher CQ ins Spiel.
Einige Teammitglieder fühlen sich womöglich wohler, wenn sie direkt kommunizieren und Feedback geben können, während andere Teammitglieder sich vielleicht mit indirektem Feedback wohler fühlen. Wenn Sie herausfinden, was jedes Teammitglied braucht, um sich bei der Arbeit wahrgenommen und willkommen zu fühlen, können Sie am besten dafür sorgen, dass sie sich in Ihrem Team wohl fühlen.
Den CQ zu entwickeln ist ein fortlaufender Prozess. Es handelt sich dabei nicht um eine einmalige Sache, wie bei einer technischen Fähigkeit, vielmehr müssen Sie in diese Fähigkeit investieren und sie mit der Zeit entwickeln.
Bevor Sie CQ-Erkenntnisse anwenden können, müssen Sie zunächst in Ihre eigene Ausbildung und Ihr eigenes Verständnis investieren. Dazu gehört, dass Sie sich über die Kultur(en) informieren, aus denen Ihre Teammitglieder stammen, welche Kommunikationsstile sie bevorzugen und was sie von Ihnen als Führungskraft erwarten.
Der beste Weg, kulturübergreifende Verbindungen aufzubauen, sind gemeinsame Erfahrungen. Beginnen Sie also damit, sich über Feiertage und wichtige Ereignisse zu informieren, die für Ihre Teammitglieder von kultureller Bedeutung sind. Das kann alles sein, vom Geburtstag über wichtige religiöse Feiertage bis hin zu lokalen Feiertagen der Teammitglieder, die sich in einem anderen Land befinden. Sich über diese Themen zu informieren, ist ein fortlaufender Prozess, aber indem Sie Interesse an wichtigen Ereignissen der Teammitglieder zeigen, können Sie dafür sorgen, dass sie sich am Arbeitsplatz wohler und in Ihrem Team willkommener fühlen.
Sobald Sie etwas über die Kultur der einzelnen Teammitglieder gelernt haben, sollten Sie dieses Wissen auf Ihr eigenes Handeln anwenden. Wenn zum Beispiel eines Ihrer Teammitglieder den Ramadan einhält und tagsüber fastet, sollten Sie möglichst nicht in dessen Gegenwart essen oder trinken, da diejenige Person vielleicht durstig ist. Diese kleinen Dinge tragen dazu bei, dass sich die Teammitglieder in Ihrem Team wohler fühlen.
Lesenswert: Ortsunabhängige Teams managen: Wie Sie Ihre Zeit und Energie als weltweit agierende Führungskraft am besten einsetzenTeammitglieder aus verschiedenen Kulturen kommunizieren normalerweise auf unterschiedliche Weise. Teil Ihrer Aufgabe als Führungskraft ist es, diese Kommunikationsvorlieben bei Gesprächen zu berücksichtigen – besonders, wenn Sie konstruktive Kritik geben möchten.
Falls Sie es noch nicht getan haben, nehmen Sie sich beim nächsten Einzelgespräch Zeit, jedes Teammitglied nach dem bevorzugten Kommunikationsstil zu fragen. Fragen Sie, ob es etwas gibt, das ein Vorgesetzter in der Vergangenheit gut gemacht hat, das Sie nachahmen könnten. Wenn Sie sich damit wohl fühlen, besprechen Sie, wie Ihre Teammitglieder am liebsten Feedback erhalten, das heißt, ob sie es lieber schriftlich oder persönlich erhalten. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten braucht Zeit, aber das ist etwas, woran Sie gemeinsam mit Ihren Teammitgliedern arbeiten können.
Lesenswert: Kommunikationsstile für ManagerEffektive Kommunikation ist für die Leitung eines kollaborativen Teams entscheidend. Genauso wichtig ist es, darauf zu achten, was in Ihrem Team nicht gesagt wird.
Manche Kulturen sind nicht konfrontationsfreudig, und Teammitglieder sagen vielleicht nicht, was sie auf dem Herzen haben. Sie könnten beispielsweise ein Teammitglied haben, das sich nicht wohl dabei fühlt, Sie direkt wegen eines Anliegens anzusprechen. Um eine effektivere Führungskraft für dieses Teammitglied zu werden, versuchen Sie darauf zu achten, wenn es im Büro oder im Team-Slack still ist, und fragen Sie die Person, ob sie etwas loswerden möchte.
Ebenso sollten Sie ein Teammitglied, das sich während Meetings nicht zu Wort meldet, in einem Einzelgespräch fragen, ob Sie es als Führungskraft auf irgendeine Weise unterstützen können. Vielleicht zieht es das Teammitglied vor, die Tagesordnung eines Meetings im Vorfeld zu erfahren, um sich bereits auf Fragen vorbereiten zu können, anstatt spontan überlegen zu müssen. Diese kleinen Details tragen viel zur Unterstützung Ihres Teams bei.
Dankbarkeit und Anerkennung sind eine großartige Möglichkeit, enge Beziehungen aufzubauen und Ihren Teammitgliedern zu zeigen, dass Sie die Arbeit wertschätzen, die sie leisten. Aber es kann schwierig sein, Anerkennung zu zeigen, wenn man nicht aktiv darüber nachdenkt. Besonders schwierig ist es, Teammitglieder wertzuschätzen, die in anderen Büros oder aus der Ferne arbeiten, da Sie nicht jeden Tag mit ihnen zusammen sind. Um dem entgegenzuwirken, sollten Sie sich bemühen, ihre Leistungen anzuerkennen – nicht nur in gemeinsamen persönlichen Gesprächen, sondern auch vor dem gesamten Team.
Denken Sie darüber nach, sich im Team regelmäßig Zeit für Dankbarkeit zu nehmen. Dies könnte als Tagesordnungspunkt „Lob“ im Teammeeting geschehen oder ein Slack-Kanal für Dankbarkeitsbekundungen sein. Sie können mit gutem Beispiel vorangehen und den Stein ins Rollen bringen, aber auch alle anderen Teammitglieder dazu einladen, mitzumachen.
Nonverbale Kommunikation und kulturelle Details sind wichtig. Genauso wichtig ist es aber auch, die Logistik Ihres Teams zu bedenken. Wenn Sie ein über mehrere Zeitzonen verteiltes Team leiten, denken Sie daran, wie spät es für Ihr Teammitglied ist, wenn Sie eine Besprechung ansetzen oder eine Nachricht senden. Sorgen Sie dafür, dass sie miteinbezogen werden, und wenn sie nicht teilnehmen können, zeichnen Sie das Meeting für sie auf, damit sie es später nachbereiten können.
Manchmal ist es einfach nicht möglich, dass jedes Teammitglied in jedem Meeting anwesend ist. Wenn sich Ihr Team über die ganze Welt erstreckt, sollten Sie erwägen, die Teammeetings zu unterschiedlichen Zeiten abzuhalten. Wenn Sie sich beispielsweise in den USA befinden, könnten Sie Ihre regelmäßigen Besprechungen mit dem ganzen Team zu unterschiedlichen Zeiten durchführen. Planen Sie es in einer Woche am Vormittag ein, damit damit Teammitglieder aus Europa teilnehmen können. In der folgenden Woche können Sie es am Nachmittag ansetzen, um den in Asien ansässigen Teammitgliedern entgegenzukommen.
Lesenswert: Ortsunabhängige Teams koordinieren: 3 Tipps für eine inklusive KommunikationKulturelle Vielfalt ist ein Geschenk, aber das Wissen, wie man ein kulturell vielfältiges Team leitet, erfordert Übung. Dazu gehört das Fördern Ihrer kulturellen Intelligenz. Wie jede zwischenmenschliche Fähigkeit braucht auch der Aufbau kultureller Intelligenz Zeit. Aber die Investition, die Sie in die Entwicklung dieser Fähigkeiten tätigen, spiegelt sich in der Fähigkeit Ihres Teams wider, sich in der Arbeit voll und frei zu entfalten.
Weitere Tipps dazu, wie Sie ein enges, über Zeitzonen hinweg zusammenarbeitendes Team aufbauen, finden Sie in unserem Blog-Artikel.